Dieses Jahr sollte das Projekt "U9" beim Ötzi im zweiten Anlauf endlich klappen. Entsprechend war die Vorbereitung mit Marathons zur Vorbereitung gespickt. Nach der Alpen Challenge Anfang August sollte der Familienurlaub auch gleichzeitig als Trainingslager dienen. Um sich an die Bedingungen in der Höhe zu gewöhnen, ging es 3 Wochen vor dem Start beim Ötzi nach Vent auf 1900 m ü. A.. Dies liegt in einem kleinen Seitental des Ötztals. Hier war das Berghotel Gstrein für diese Zeit unsere zweite Heimat.
Alles wurde für den Ötzi in diesem Jahr geplant und getestet, so dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Leider gab es wie in den drei vorherigen Teilnahmen immer wieder Magenprobleme beim Aufstieg zum Jaufenpass. Daher hatte ich im Radsport Camp Anfang Juli die Strecke bis einschließlich Jaufenpass abgefahren, jedoch ohne Probleme. Dies sollte für die Psyche ein positives Signal sein, damit ich nicht mit diesen negativen Gedanken an den Start gehe. Auch wurde die Verpflegung genau getestet und festgelegt.
Nach 3 Wochen des Trainings in den Bergen war es am Sonntagmorgen um 6:47 soweit. Bei angenehmen Temperaturen ging es von Sölden im hohen Tempo nach Ötz. Kurz nach Sölden gab es jedoch die erste kritische Situation, da der Hubschrauber sehr dicht über das Fahrerfeld flog und die Luft durch die Rotorblätter ganz schon verwirbelt wurde. Ich versuchte mich so kraftschonend wie möglich durchs Feld nach vorne zu arbeiten. In Ötz kam der erste Anstieg für diesen Tag. Es sollte über 17,3km mit 1200 hm bergauf gehen. Von der Pacingstrategie wollte ich dort mit 260 Watt hochfahren. Nach 1:15:06 und 263 Watt war ich oben auf dem Gipfel angekommen. Zwar war ich 20 Sekunden langsamer zum Vorjahr, lag aber in meinem Plan voraus. Direkt ging es in die Abfahrt, die ich diesen Sommer schon einige Male gefahren war. Als ich zwischendurch auf den Tacho schaute, zeigte er mir 109 km/h an und ich konnte es nicht recht glauben. Durch das wochenlange Training in den Bergen hatte ich auch mehr Sicherheit in der Abfahrt. Im weiteren Verlauf der Abfahrt schloss ich zu einigen Fahrern auf. Gemeinsam ging es in Richtung Innsbruck und je weiter wir in Richtung Brenner kamen, umso größer wurde die Gruppe. Mit meinem Coach Jonas hatten wir geplant, um die 200 Watt zum Brenner zu fahren und dabei so viel Energie zu sparen wie möglich. Den Brenner erreicht ich nach 3:49:53 und konnte dabei auch noch einige Plätze gut machen. Jedoch lag ich mit 216 Watt über dem Plan, da das Rennen sehr unrhythmisch zum Beginn des Brenners war und somit war ich fast 20 Minuten vor meiner anvisierten Zeit.
Für die Verpflegungsstation hatte ich mir am Vortag einen Verpflegungsbeutel mit Gels und Trinkflaschen für die zweite Hälfte des Ötzis hinterlegt. Der Service klappte perfekt, da an der Beutelausgabe auch direkt schon meine Flaschen mit Wasser befüllt wurden. So konnte ich einem kurzen Stopp auch wieder auf die Strecke auf die Abfahrt vom Brenner zum Jaufenpass. Alles lief perfekt und somit ging es in den 14,7km langen Anstieg auf den Jaufenpass. Auch hier wollte ich mit 233 Watt im Schnitt hochfahren und mich dabei an der zuvor geplanten Verpflegung halten. Im Anstieg schloss ich auf Thomas auf. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, da er im Vorjahr eine Zeit von 8:34 gefahren war und auch dieses Jahr sehr gut unterwegs gewesen ist. Doch er hatte wohl einen schlechten Tag erwischt. Nach einer kurzen Begrüßung und einem Wortwechsel zog ich weiter. Nach 1:16:38 war auch der dritte Anstieg Geschichte und es ging in die Abfahrt nach St. Leonhard. Dabei versuchte ich mich zu erholen, sowie zu verpflegen für den letzten Anstieg des Tages. Dieser war mit 222 Watt im Mittel geplant. Inzwischen war die Temperatur in St. Leonhard auf 27°C gestiegen. Auf den ersten Kilometer aufs Timmelsjoch fing jedoch schon mein Magen an zu rebellieren und ich musste gezwungenermaßen vom Rad und eine Zwangspause einlegen. Nach ca. 2 Minuten ging es mit reduzierter Leistung weiter. Um meinen Magen nicht weiter zu reizen, begrenzte ich mich im weiteren Anstieg auf einige Schluck Wasser aus der Flasche. Im weiteren Verlauf überholte mich Thomas und zog davon. Ich quälte mich bis zum Gipfel und verlor zu meinem Plan über 13 Minuten. Dort nahm ich noch ein Gel zu mir für die restliche Strecke. Meinem Magen ging es inzwischen wieder besser und ich trat noch mal richtig in die Pedale in der Abfahrt. Im Gegenanstieg zur Mautstation bekam ich jedoch Krämpfe in den Innenseiten der Oberschenkel. Dies war mir noch nie passiert! Ich vermute, dass dies im Zusammenhang mit der fehlenden Verpflegung im Anstieg zu tun hat. Im Wiegetritt ging es jedoch relativ schmerzfrei. In der weiteren Abfahrt war von den Krämpfen nichts mehr zu spüren und ich konnte wieder Gas geben. Ich schloss wieder zu Thomas auf und gemeinsam ging es Richtung Ziel. In einem kurzen Anstieg nach Zwieselstein setzten die Krämpfe jedoch wieder ein und meine Mitstreiter fuhren an mir vorbei. Thomas blieb jedoch bei mir und motivierte mich weiter zu fahren. Gemeinsam schafften wir es bis ins Ziel nach Sölden. Es war geschafft! Meine Bestzeit aus dem letzten Jahr konnte ich deutlich unterbieten und somit mein Projekt "U9" mit 8:53:41 erfolgreich abschließen.